Das Interesse an dem Dramatiker ist auch in seinem Geburtsort vorhanden. Das zeigt die beachtliche
Resonanz auf bereits stattgefundene Veranstaltungen zu Ehren Heiner Müllers
durch die Mittelsächsischen Theater und Philharmonie gGmbH in verschiedenen
Eppendorfer Lokalen. Am 24. April 2004 setzte der Deutsche Bühnenverein noch
eins drauf und veranstaltete im Rahmen des III. Sächsischen Theatertreffens
eine "HOMMÁGE Á MÜLLER" im Hotel "Prinz
Albert" in Eppendorf.
Fotografin: Maria Steinfeldt |
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Eine
weitere Form der Ehrung ist die Namensgebung des Schulgebäudes. Die Schulkonferenz
der Mittelschule hat den Beschluss bereits am 7. Dezember 2004 gefasst, der Beschluss
der Schulkonferenz der Grundschule folgte am 3. Mai 2005. Das Gebäude, vor
der Wende "Lilo-Herrmann-Oberschule", jetzt namenlos, hat am Jahrestag
des 77. Geburtstages, im Januar 2006 feierlich den neuen Namen erhalten. Die Benennung
ist zugleich eine Ehrung für den Dramatiker und ebenso eine Verpflichtung
für Schüler und Lehrer. Schließlich macht es nicht nur der Name.
Die Schule sollte dann diesem Namen auch Ehre machen. Das hieße: die Werke
Heiner Müllers in den Unterricht einbeziehen. Dabei hofft die Schule auch
auf Unterstützung durch die Heiner-Müller-Gesellschaft, mit der sie
bereits eine Zusammenarbeit pflegt. |
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Nun trägt diese Zusammenarbeit bereits
die ersten Früchte: Der Suhrkamp Verlag Frankfurt/Main hat der Grund- und
Mittelschule neun Bände mit Gedichten, Prosa, Stücken und autobiographischen
Schriften Heiner Müllers übergeben. Die Bücher werden den Schulen im Rahmen der Feierstunde übergeben
und sollen die Arbeit mit dem Werk Heiner Müllers unterstützen. |
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Am
9. Januar 2006, dem 77. Geburtstag Heiner Müllers, fand der offizielle Festakt
zur Benennung der Schule statt. Das Medieninteresse war groß. Eppendorf
hat die erste Heiner-Müller-Schule in Deutschland. Darauf kann man zu Recht
stolz sein. |
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>> Internationale Heiner-Müller-Gesellschaft |
Die Internationale Heiner-Müller-Gesellschaft hält auch weiterhin den Kontakt aufrecht. |
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Biographisches
über Heiner Müller
Am
9. Januar 1929 wurde Heiner Müller in diesem Haus an der Freiberger Straße
in Eppendorf geboren. Der Eigentümer des Gebäudes hat im Gedenken daran
eine Tafel mit den Geburts- und Sterbedaten anbringen lassen.
Heiner
Müllers Vater arbeitete im Rathaus und war Sozialdemokrat. Die Verfolgung
durch die Nazis ließ nicht lange auf sich warten. Die Verhaftung des Vaters,
die der kleine Heiner als Vierjähriger erlebte, prägte ihn in seinem
späteren literarischen Schaffen und in seiner Einstellung überhaupt.
Nachdem der Vater wieder frei war, zog die Familie nach Mecklenburg. So richtig
angefreundet hat sich Heiner Müller in seiner Kindheit damit wohl nicht.
Er blieb als Fremder und als vermeintlicher Kommunist ein Außenseiter.
Seine Freundin wurde die Literatur.
Kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges
musste Heiner Müller zum Volkssturm und geriet in amerikanische Gefangenschaft.
Danach kehrte er zunächst nach Mecklenburg zurück und arbeitete im Landratsamt
Waren. 1947 kam er mit seiner Familie wieder nach Sachsen. Der Vater wurde Bürgermeister
in Frankenberg. Heiner Müller arbeitete dort in der Stadtbibliothek und besuchte
die Oberschule. Mit 22 Jahren stand er vor der Entscheidung, seinen Eltern nach
Westdeutschland zu folgen. Er entschied sich dafür, in der noch jungen DDR
zu bleiben. Müller ging nach Ostberlin und arbeitete als Journalist. In den
50er Jahren entstanden seine ersten Werke. Gesellschaftskritik war immer sein
Thema. 1961 wurde er nach der Aufführung des Dramas "Die Umsiedlerin"
aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen und erst 1988 wieder aufgenommen.
Da war er schon weltberühmt. Immer wieder wurden von ihm verfasste Stücke
in der DDR verboten. Manches wurde stattdessen im Ausland aufgeführt. Nach
der politischen Wende in der DDR widmete sich Heiner Müller verstärkt
der Theaterarbeit. 1992 veröffentlichte er seine Autobiographie. Am 30. Dezember
1995 verstarb Heiner Müller in Berlin im Alter von 66 Jahren.
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